von Gabriel Vetter*

Das neuseeländische Comedy-Duo «Flight of the Concords» schrieb vor ein paar Jahren einen grossartigen Roboter-Song. In «The Humans are Dead» skizziert das Duo herrlich und einleuchtend die mögliche Dualität einer nahen Maschinen-Zukunft. Prämisse: Die Roboter haben die Weltherrschaft übernommen, alle Menschen sind tot, wie auch alle Elefanten. Die negative Auslegung dieser Tatsache: «Es gibt keine Elefanten mehr!» Die positive Auslegung: «Hey, Elefanten sind endlich nicht mehr vom Aussterben bedroht!» Was Null oder Eins ist, ist auch im Roboter-Zeitalter vor allem eine Sache des Blickwinkels.

Natürlich haben «Flight of the Concords» recht: Die Maschine ist ja eigentlich das Endstadium des Kapitalismus. Das ist nur schon deshalb lustig, weil es im Kapitalismus – der ja vom Menschen für den Menschen erfunden wurde – nur einen einzigen Faktor gibt, der den Kapitalismus vor der Erfüllung seiner selbst hindert. Und das ist, surprise: Der Mensch. Der Mensch mag Erfinder sein, mag dem Roboter als Erschaffer gelten, aber hey, jenseits aller Theorie, im harten Alltag, im «Praxistest», da ist der Mensch vor allem eins: Ein Kostenfaktor. Mühsam, unberechenbar, wehleidig. Kann also weg.

Ephraim Kishon schrieb einmal eine nette Kurzgeschichte, in welcher er die perfekte Getreidemaschine beschreibt. Die Maschine ist ein Roboter, der das Getreide nicht nur selber sät, wässert und erntet, sondern das gewonnene Getreide schliesslich auch gleich noch selber mahlt und zu Brot verarbeitet – und das Brot auch grad noch selber isst. Der Prozess ist also bis ins letzte Detail effizient gestaltet. Denn auch im Konsum ist die Maschine effizienter und genauer als der Mensch.

Früher hiess es stets: Der Mensch muss den Kapitalismus überwinden. Vielleicht ist es ja einfacher und wir Menschen müssen auch diesen Schritt maschinell outsourcen. Vielleicht soll es heissen: Die Maschine muss den Menschen überwinden. Der Roboter-Produktionszirkel funktioniert, wie wir wissen, am besten ganz ohne Mensch. Und so stelle ich mir die Zukunft auch vor: Während der riesige, nimmermüde vor sich her ratternde Apparatschick aus Robotern, Maschinen, Algorithmen heissläuft, dampft und summt, kann die Menschheit ganz in Ruhe in einem Liegestuhl daneben hocken, sich einen Drink genehmigen und die Maschinen machen lassen. Zwei Schachcomputer, die gegeneinander spielen, haben schliesslich einen grossen Vorteil: Der Mensch hat endlich Zeit, sich um den Müssiggang zu kümmern. Dialektisch gibt es nur noch ein Problem: Auch im Müssiggang ist die Maschine effizienter und besser als jeder Mensch. Aber, um mit «Flight of the Concords» zu schliessen: Sehen wir’s positiv. Es wird den Menschen in der Zukunft nicht mehr geben, aber wenigstens müssen wir uns dann keine Gedanken mehr darüber machen.

 

*Gabriel Vetter ist Autor, Satiriker und Comedian.